Zu den ersten Frühlingsboten, die wir jetzt im April schon an Waldrändern, Büschen und Hecken antreffen können, gehört das Veilchen.
Viele von uns kennen das Veilchen auch von dem Spruch aus unseren Poesiealben „Sei wie das Veilchen im Moose, sittsam, bescheiden und rein und nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert will sein“.
Nun ja, so sittsam und bescheiden wurde es in unseren Breiten erst durch die Christianisierung, im antiken Griechenland wurde das Veilchen, bestimmt auch wegen seines betörenden Duftes, Aphrodite, der Göttin der Liebe, Schönheit und sinnlichen Begierde gewidmet.
Die Äbtissin Hildegard von Bingen, die von 1098 bis 1179 lebte, ersann eine wunderbare Veilchensalbe, deren Rezept ich Euch heute vorstellen möchte.
Ihr benötigt wieder nur 3 Zutaten:
- ca. 100 ml gutes Bio-Öl (mein Lieblingsöl für Kosmetik und Salben ist das Mandelöl, da es angenehm und unaufdringlich riecht und wunderbar in die Haut einzieht. Wenn Ihr ein eigenes Lieblingsöl habt, könnt Ihr auch das verwenden). Hildegard von Bingen verwendete Ziegenfett statt Öl. Sie wusste damals schon, dass die ätherischen Öle der Pflanzen sich in Fett lösen und nicht in Wasser. Ich wüsste jetzt nicht woher ich Ziegenfett bekommen sollte, bin aber der festen Überzeugung, dass ein gutes, biologisches Öl die Veilchenwirkstoffe genauso zur Entfaltung bringt.
- ca.10 g Bienenwachs (fragt einfach einen Imker in Eurer Nähe oder kauft Bienenwachspellets dort, wo es Kosmetikzubehör gibt). Das Bienenwachs enthält viele Vitamine und Spurenelemente.
- ca. eine Handvoll selbst gepflückte Veilchenblüten (ohne Stängel und Blätter).
- wenn Ihr mögt noch ca. 3-5 Tropfen ätherisches Rosenöl (jetzt haben wir sie wieder beisammen: das bescheidene Veilchen und die stolze Rose; die ausgewogene Mischung zwischen Stolz und Bescheidenheit macht´s doch aus, oder?). In der Aromatherapie wird die Rose wegen ihrer entkrampfenden und entspannenden Kraft, bei Schlafstörungen und zur Stimmungsaufhellung bei Depressionen verwendet.
### So geht´s:
Ihr gebt die Veilchenblüten in ein Schraubglas und bedeckt sie mit dem Öl. Wichtig ist, dass alle Blüten mit dem Öl bedeckt sind. Ihr stellt das Veilchen-Öl-Glas für einen Mondzyklus (ca. 28 Tage) an einen hellen Ort mit Vormittagssonne, und rührt es mit einem Glas-Spatel einmal täglich um. Damit gehen die Wirkstoffe des Veilchens mit der Zeit in das Öl über.
Nach dieser Zeit gießt Ihr das Öl durch ein Sieb und erhitzt es langsam! zusammen mit dem Bienenwachs, nicht kochen! Ihr rührt in Form einer liegenden Acht solange bis das Bienenwachs im Öl geschmolzen ist (Ihr werdet sehen, das ist eine schöne meditative Betätigung).
Anschließend gießt Ihr die flüssige Creme in Salbenkruken (die bekommt Ihr unter anderem in der Apotheke) oder hübsche Glastiegel. Zum Auskühlen gebt Ihr ein sauberes Tuch über die Döschen. Erst wenn sie vollständig erkaltet sind, schraubt Ihr die Döschen zu. Die Creme wird streichzart und ist fertig zur Benutzung.
Nachdem die Creme keine feuchten Zutaten wie z.B. ein Hydrolat enthält, ist sie auch ohne Kühlung ca. ein Jahr lang haltbar.
Diese Veilchensalbe hat sich bewährt vor allem zur Behandlung von (auch älteren) Narben. Sie durchlichtet das Narbengewebe, macht es weich und bewirkt dadurch, dass die Energie (die Lebensenergie, auch Chi genannt) wieder ungehindert fliessen kann. Störfelder werden dadurch aufgehoben, nachfolgendes Gewebe wird wieder vollständig durchblutet und mit Nährstoffen versorgt.
Auch bei Kopfschmerzen auf Schläfen und Stirn aufgetragen hilft sie; natürlich zusätzlich zu anderen Maßnahmen: sich eine Auszeit von sämtlichen Bildschirmen nehmen, nach den Ursachen der Kopfschmerzen forschen und diese Störfaktoren nach Möglichkeit abstellen oder zumindest begrenzen, genügend frisches Wasser trinken, die Ernährung auf vorwiegend Dinkelkost, Gemüse und Obst umstellen und ausreichend schlafen.
In der Hildegard-Medizin wird die Veilchencreme auch erfolgreich zur Zystenbehandlung (Zysten an Brust, Eierstock und Nieren) eingesetzt.